Was ist eine Due Diligence?
Was ist eine Due Diligence?
Du bist Gründer:in eines aufstrebenden Startups und hast das Interesse potenzieller Investor:innen geweckt? Glückwunsch, Du hast einen vielversprechenden Meilenstein auf dem Weg zum Wachstum und Erfolg erreicht. Doch bevor Du Dich in die Welt der Unternehmensfinanzierung begibst und Anteile Deines Startups verkaufst, ist es unerlässlich, sich auf einen wichtigen Schritt vorzubereiten: die Due Diligence.
In diesem Blog-Artikel geben wir Dir einen umfassenden Einblick in die Due Diligence und was es dabei zu beachten gilt. Außerdem zeigen wir Dir ein Beispiel für eine Checkliste, mit der Du überprüfen kannst, ob Du bei Deiner Due Diligence an alles gedacht hast.
Definition Due Diligence
Wenn man den Begriff Due Diligence ins Deutsche übersetzt bedeutet er so viel wie “sorgfältige Prüfung”. Die Übersetzung trifft ziemlich genau das, was eine Due Diligence ausmacht. Bei einer Due Diligence handelt es sich um eine detaillierte Analyse Deines Unternehmens. Dabei werden Informationen von Deinem Unternehmen offengelegt und von Externen überprüft und bewertet.
Wann wird eine Due Diligence gemacht?
Eine Due Diligence wird typischerweise beim Verkauf oder Kauf von Unternehmensanteilen durchgeführt. Sie dient dazu, den Zustand Deines Unternehmens zu bewerten und spielt eine zentrale Rolle für das Zustandekommen eines Investments. Werden in der Due Diligence gravierende Mängel entdeckt, kann dies dazu führen, dass der Kauf- bzw. Verkaufsprozess abgebrochen wird.
Wer führt die Due Diligence durch?
Eine Due Diligence wird klassischerweise von potentiellen Investor:innen beauftragt, die ein starkes Interesse haben, in Dein Startup zu investieren. Mit der Due Diligence möchten sie das Risiko ihres Investments einschätzen. Theoretisch können Investor:innen selbst die Due Diligence durchführen, wenn genügend Expertise vorhanden und die Komplexität gering ist. In der Praxis werden jedoch häufig externe Dienstleister:innen beauftragt, die sich auf Unternehmensprüfungen spezialisiert haben.
Kommt es zur Due Diligence, bist natürlich auch Du als Gründer:in gefragt. Du musst dafür Sorge tragen, dass alle Informationen, die benötigt werden, offengelegt werden und korrekt sind. Außerdem trägst Du die Verantwortung, Dein Unternehmen bestmöglich zu repräsentieren, um ein gutes Investment zu vereinbaren.
Ablauf einer Due Diligence
Der Ablauf einer Due Diligence kann sehr unterschiedlich sein, je nachdem welche Anforderungen verlangt werden und um welches Unternehmen es sich handelt. Generell lässt sich der Ablauf in den folgenden Phasen gliedern.
Vorbereitung
Zunächst werden in der Vorbereitungs-Phase zwischen Gründer:in und Investor:in die Rahmenbedingungen der Due Diligence besprochen. Zu klären sind Fragen wie: Was soll in welchem Umfang geprüft werden? Wer ist für welche Aufgaben zuständig? Welche Daten und Informationen werden benötigt? Wie werden die Daten und Informationen bereitgestellt?
Sind diese Fragen geklärt, empfiehlt es sich außerdem, eine Verschwiegenheitserklärung, auch als NDA (Non-Disclosure Agreement) bekannt, zu vereinbaren. Das sichert Dich als Gründer:in ab, denn sensible Daten Deines Unternehmens werden bei einer Due Diligence offengelegt.
Zusätzlich ist es von Vorteil, wenn Du eine Kaufabsichtserklärung, auch LOI (Letter Of Intent) genannt, vereinbarst. Darin verpflichten sich Investor:innen, bei einer erfolgreichen Due Diligence, Deine Unternehmensanteile zu kaufen. Im Gegenzug wird von Gründer:innen meistens verlangt, dass man Exklusivität garantiert und nicht mit anderen Investor:innen während der Due Diligence verhandelt. Außerdem können Strafen festgelegt werden, die beim Abbruch der Due Diligence gezahlt werden müssen. So kann garantiert werden, dass die entstandenen Kosten gedeckt werden.
Informationsaustausch
Nachdem die Rahmenbedingungen geklärt sind, müssen die verlangten Informationen und Daten bereitgestellt werden. Das bedeutet für Gründer:innen und Prüfer:innen zunächst viel Arbeit und die Aufbereitung von einer großen Menge an Daten.
Die für Investor:innen relevanten Daten können z. B.: Finanzdaten, Geschäftspläne, Verträge, rechtliche Dokumente und Personalunterlagen sein. Oft wird auch der Techstack eines Unternehmens von den Investor:innen angefragt, um einen Überblick über die Technologien, Softwareprodukte, Frameworks und Programmiersprachen zu erhalten.
Due Diligence
Nun steht die wohl aufwendigste Phase an, die Due Diligence an sich. Alle bereitgestellten Informationen und Daten müssen geordnet, überprüft und beurteilt werden. Je nach Größe und Komplexität des Unternehmens kann dieser Prozess mehrere Monate dauern.
Um den Prozess der Due Diligence zu vereinfachen und zu ordnen, werden meistens Unterkategorien gebildet. Welche das sein können und womit sie sich befassen, findest Du im nachfolgenden Abschnitt “Was wird bei einer Due Diligence geprüft?”.
In dieser Phase stecken einige Herausforderungen, denn es kann zu Unstimmigkeiten und Konflikten kommen. Um das zu verhindern, ist eine strukturierte Arbeitsweise und gutes Teamwork zwischen Dir als Gründer:in, Deinem Team und den Prüfer:innen wichtig. Stelle sicher, dass ihr als Team harmoniert, bevor diese Phase gestartet wird.
Risikobewertung
Nach der Due Diligence werden die gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst. Auf dieser Grundlage wird die Risikobewertung erstellt, die die Verhandlung und die Investment-Bedingungen beeinflusst.
Verhandlung
Alle Fakten liegen auf dem Tisch und die Risikobewertung eines Investments in Dein Unternehmen liegt vor. Jetzt gilt es einen guten Deal mit den Investor:innen auszuhandeln und die Investment-Bedingungen zu definieren. Wenn Du wissen möchtest, was Du bei einer Verhandlung beachten solltest, damit Dein Cap Table attraktiv bleibt, dann schau Dir gerne diesen Blog-Artikel an.
Vertragsunterzeichnung
Das Ziel jeder Due Diligence ist die Vertragsunterzeichnung. Wenn alle Parteien mit den Ergebnissen der Due Diligence zufrieden sind und sich auf die verhandelten Investment-Bedingungen geeinigt haben, wird der Investitionsvertrag unterzeichnet, und das Investment wird abgeschlossen.
Was wird genau bei einer Due Diligence geprüft?
Wie bereits erwähnt, wird eine Due Diligence meist in Unterkategorien aufgeteilt, die sich auf spezielle Bereiche Deines Unternehmens fokussieren. Bitte beachte, dass die folgenden Unterkategorien nur Beispiele und keinesfalls allgemeingültig oder vollständig sind.
Die rechtliche Due Diligence
Bei dieser Art der Due Diligence werden alle rechtlichen Aspekte, die Dein Unternehmen betreffen, untersucht. Das können z. B. arbeitsrechtliche Aspekte, Gesellschafter:innen-Verträge, behördliche Angelegenheiten oder offene Rechtsstreitigkeiten sein. Aber auch Patente, Schutzrechte, Erfindungen und Markeneintragungen fallen unter die rechtliche Due Diligence.
Die finanzielle Due Diligence
Bei der finanziellen Due Diligence geht es um die Zahlen Deines Unternehmens. Untersucht werden die Kapitalstruktur, Gewinn- und Verlustrechnungen, Forderungen, Verbindlichkeiten, Liquidität und Anlagevermögen. Besonders wichtig ist bei diesem Aspekt ein übersichtliches und transparentes Reporting, damit die Beurteilung leichter von der Hand geht.
Die steuerliche Due Diligence
In dieser Kategorie werden alle steuerlichen Informationen Deines Unternehmens untersucht, wie z. B. Steuerzahlungen, Steuerrisiken, oder die steuerlichen Auswirkungen der Transaktionsstruktur.
Die Markt Due Diligence
Die Markt Due Diligence beschäftigt sich mit der Marktstellung und Business Opportunity. Hier geht es um die Situation und Entwicklung des angestrebten Marktes, sowie die strategische Ausrichtung, um diesen Markt zu penetrieren.
Die Management Due Diligence
Hier bist Du als Gründer:in gefragt. Die Management Due Diligence befasst sich mit dem Führungsteam Deines Startups. Es wird beurteilt, ob Dein Team kompetent ist und in welchen Bereichen womöglich noch Expertise fehlt, um das Unternehmen erfolgreich zu leiten.
Die Technologie Due Diligence
Die Technologie Due Diligence ist ein umfassender Bewertungsprozess, bei dem die technologische Infrastruktur, Softwarearchitektur und die Innovationen Deines Unternehmens sorgfältig analysiert werden. Dadurch können Investor:innen sicherstellen, dass die Software-Initiativen eines Unternehmens auf einer soliden Grundlage stehen und das zukünftige Wachstum unterstützen können.
Die Exit Due Diligence
Diese Art der Due Diligence ist besonders für investierende Venture Capital Fonds wichtig. VCs sind Exit getrieben, das bedeutet, dass sie nach einer bestimmten Zeitspanne Dein Unternehmen wieder verlassen. Deshalb wird in dieser Art der Due Diligence beurteilt, welche Exit-Möglichkeiten existieren und unter welchen Bedingungen ein Exit in der Zukunft möglich ist.
Fazit
Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass die Due Diligence ein unverzichtbarer und anspruchsvoller Schritt im Prozess der Unternehmensfinanzierung ist. Sie ermöglicht es, potenzielle Risiken und Chancen eines Startups gründlich zu bewerten, bevor Investor:innen Anteile erwerben. Eine erfolgreiche Due Diligence erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Gründer:innen und Prüfer:innen, um alle relevanten Informationen transparent und korrekt bereitzustellen. Die strukturierte Prüfung in den verschiedenen Kategorien wie Rechtliches, Finanzen, Steuern, Marktstellung, Technologie, Management und Exit-Strategie bietet eine umfassende Grundlage für fundierte Investitionsentscheidungen. Wenn alle Parteien mit den Ergebnissen zufrieden sind und sich auf die Bedingungen einigen, kann die Due Diligence in einen erfolgreichen Investitionsvertrag münden und den Weg für eine vielversprechende Zukunft Deines Startups ebnen.
Damit Du bei Deiner Due Diligence auch erfolgreich bist, haben wir Dir eine Checkliste erstellt, damit Du überprüfen kannst, was notwendige Schritte sind.
Wichtig: Hierbei handelt es sich um ein Beispiel, was keineswegs allgemeingültig oder vollständig ist. Die Checkliste muss an die tatsächlichen Gegebenheiten Deines Startups angepasst werden und soll in diesem Beispiel nur als Inspiration dienen.
Beispiel für eine Checkliste für Deine Due Diligence
Finanzielle Unterlagen:
- Jahresabschlüsse der letzten Jahre
- Gewinn- und Verlustrechnungen (P&L)
- Bilanzen
- Umsatz- und Kostenprognosen
- Liquiditätsstatus und Cashflow-Analysen
Geschäftsplan und Strategie:
- Aktueller Geschäftsplan und Zukunftsstrategien
- Marktpositionierung und Wettbewerbsanalyse
- Potenzielle Risiken und Herausforderungen
Rechtliche Dokumente:
- Gründungsurkunden und Satzung
- Verträge mit Kund:innen, Lieferant:innen und Partner:innen
- Rechtsstreitigkeiten und laufende Gerichtsverfahren
- Geistiges Eigentum (Patente, Marken, Urheberrechte)
Personal und Management:
- Organigramm und Verantwortlichkeiten
- Lebensläufe und Qualifikationen von Führungskräft:innen, ggfs. vom gesamten Team
- Arbeitsverträge und Gehaltsstrukturen
- Offene Stellen und Personalplanung
Kund:innen und Lieferanten:
- Liste der Hauptkund:innen und deren Umsatzanteil
- Strategien zur Bindung von Kund:innen und Verträge
- Liste der Hauptlieferant:innen und Abhängigkeiten
Technologie und IT-Infrastruktur:
- Überblick über die eingesetzte/entwickelte Technologie
- Softwarelizenzen und technische Unterstützung
- IT-Sicherheit und Datenschutzmaßnahmen
Steuerliche Aspekte:
- Steuererklärungen der letzten Jahre
- Ausstehende Steuerverbindlichkeiten
- Sonderregelungen oder Steuervergünstigungen
Immobilien und Vermögenswerte:
- Liste der Unternehmensvermögenswerte
- Immobilienbesitz und Mietverträge
- Zustand von Maschinen und Ausrüstung
Versicherungen:
- Bestehende Versicherungsverträge
- Haftungsdeckungen und Policen
Compliance und Regulierung:
- Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften der Branche
- Umwelt- und Arbeitsschutzbestimmungen
- Lizenzierungen und Zertifizierungen
Kund:innenreferenzen:
- Referenzen von bestehenden Kund:innen oder Partner:innen
Publiziert am
August 21, 2023